Forchheimer Fasenacht

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Der Fasenachtsumzug in Forchheim seit 1951

Bei Bierlaune ließ sich eine Schar von „Seltenfröhlichen“ anno 1951, am Stammtisch der seinerzeitigen Gaststätte Atlantik“ in Forchheim die Schnapsidee“ einfallen, am Fasenachtsdienstag einen kleinen Umzug durchzuführen. Mitinitiator dieses Unternehmens war August Hug. Die Stammtischbrüder zimmerten einen Kahn, stellten diesen auf einen Wagen und nahmen zum Motto den „Atlantikpakt“, was sowohl auf ihre Kneipe als auch auf den dazumal politischen Hintergrund der westlichen Siegermächte hinweisen sollte. Im Ort sprach sich das Vorhaben bald herum und eine handvoll Gleichgesinnter schloß sich an.
Die Forchheimer Straßenfasenacht war geboren und auch prompt ein großer Erfolg. Die Idee wurde unter dem Fasenachts-OB Heinrich Ell weiterentwickelt. Er forderte die örtlichen Vereine auf bei künftigen närrischen Umzügen mitzuwirken.
Um nicht mit dem Karlsruher Umzug in Konflikt zu geraten, verlegte man den Forchheimer Gaudiwurm auf Fasenachtssonntag. Artur Schröder war der erste Vorsitzende des neu gegründeten Komitees, der von 1952 an bis 1985 die Umzüge in der oberen Hardt organisierte. Das Umzugskomitee setzte sich seinerzeit aus einer losen Personengruppe von Gemeinderäten, Gewerbetreibenden und Vereinsvorsitzenden zusammen. Nachfolger Schröder’s, wurde Roland Stecher, der 1990 mit dem Umzugskomitee einen Verein gründete: die „Vereinte Forchheimer Fasenacht“, der von nun an satzungsgemäß Fasenachtsumzüge vorzubereiten und durchzuführen hat.
Finanziert wurde der Umzug seit den Anfängen durch Spenden der ortsansässigen Gewerbetreibenden, durch den Verkauf von Ansteckröschen und Plaketten, später auch durch einen Zuschuß der Gemeinde. Einmal sollte der Umzug wegen fehlender Mittel ausfallen, doch die Forchheimer Gastwirte sprangen in die Bresche und glichen das Manko gemeinsam mit den Ratsmitgliedern der Gemeinde Forchheim aus, die seinerzeit auf ihr monatliches Sitzungsgeld verzichteten.
Jede Teilnehmergruppe erhielt nach den Umzügen aus den gesammelten Spenden und dem Plakettenverkauf, je nachdem wie die extra dafür einberufene Prämierungsjury die einzelnen Gruppen bewertete, eine Aufwandsentschädigung. Übrigens ist die Straßenfasenacht in Forchheim mit dem Umzug noch nicht zu Ende.
Am Fasenachtsdienstag ziehen traditionell die Forchheimer Vereine, welche sich beim Umzug beteiligt haben durch den Ort zum traditionellen „Fechten“. Über das Brauchtum, welches schon vor dem Krieg in Forchheim gepflegt wurde hat der Vizepräsident der Vereinten Forchheimer Fasenacht Reinhold Kästel referiert. Die Vereinte Forchheimer Fasenacht unterstützt den erhaltenswerten alten Brauch.
Die Forchheimer Vereine pflegen weiterhin diese Tradition. Zum 50. Mal wurde am Fasenachtsonntag 2003, der Forchheimer Fasenachtsumzug ausgerichtet. Nur zweimal, und zwar 1962 als eine Flutwelle Hamburg ereilte und im Saarland ein schweres Grubenunglück passierte und 1991 während des Golfkrieges, verzichtete man spontan auf die Durchführung des Gaudiwurms“. Ansonsten konnte ihn weder Regen noch Eis und Schnee „ausbremsen“.
Die Vereine und das Organisationskomitee, die „Vereinte Forchheimer Fasenacht“ sehen seither eine Verpflichtung, einen qualitativ guten , farbenprächtigen Umzug auf die Beine zu stellen. Daß er bisher in der Region gut ankam, beweisen die stetig steigenden Zuschauerzahlen. Wie vom Vorsitzenden der VFF, Roland Stecher zu erfahren war, hat die Polizei in den vergangenen Jahren weit über 20 000 Narren pro Umzug gezählt – übrigens hat die Gemeinde Rheinstetten diese Anzahl an Einwohner knapp überschritten.
Die aktive Teilnahme am Fasenachtsumzug gehört in jedem Jahr zum festen Terminplan der zahlreichen Sport- und Kulturvereine in der oberen Hardt. Auch Schulklassen, private und auswärtige Gruppen engagieren sich in den letzten Jahren mit viel Spaß und Erfolg an dem Straßenspektakel.
Die Themen für den Umzug umfassen Motti der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Die Organisatoren machen sich die Einteilung der Zugfolge nicht einfach. Sie versuchen, den Umzug anhand der eingegangenen Meldungen abwechslungsreich zu gestalten und Plazierungswünschen der einzelnen Gruppen einigermaßen gerecht zu werden.
Wenn das Wetter mitspielt, dürfen die Freunde der Rheinstettener Fasenacht aus nah und fern immer wieder ein närrisches Spektakel auf Forchheims Straßen miterleben.
Das Umzugskomitee hofft, daß die Anwohner und die Betreiber von Geschäften entlang des Umzugsweges Unterhaltung durch Musik präsentieren, um den Besuchern aus nah und fern die Wartezeit bis zum Umzug zu verkürzen und die Stimmung zwischen den einzelnen Beiträgen hochzuhalten. Schunkeln und Singen sind an diesem Tag schließlich nicht verboten.
Fürs leibliche Wohl der Umzugsbesucher sorgen mit Imbiß- und Getränkeständen die Rheinstettener Wirte und die Gewerbetreibenden, welche entlang des Umzugsweges angesiedelt sind. Wie immer wird das „Unternehmen Fasenachtsumzug“ hauptsächlich durch bereitwillige Spenden Rheinstettener Gewerbetreibender, den Verkauf von Haftplaketten, private Initiativen und nicht zuletzt durch die Unterstützung der Gemeinde Rheinstetten, die sich auf vielfältige Weise engagiert, finanziert.
Der Erlös aus dem Verkauf der Umzugsplakette, wird wieder in Form eines Anerkennungspreises an die mitwirkenden Gruppen weitergegeben. Der Preis gilt sowohl als kleines Dankeschön an die Teilnehmer, als auch zur Aufwandsentschädigung für Motto und Gestaltung. Gerade beim Plakettenverkauf und bei der Jury des Preisgerichtes zeigt sich die Gemeinschaft der Vereine als unentbehrlich.